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Bruststimme: Lerne mit voller und kräftiger Stimme zu singen

Aktualisiert: 29. März 2023

Die Bruststimme klingt voll, dunkel, kräftig und sie ist vor allem eins: heiß begehrt. Immer wieder und immer öfter fragen mich meine Schüler bei Wolfsgeheul, wie sie diese am besten lernen und üben können. Warum ist das so? Weil die meisten Menschen meinen eine dünne Stimme zu haben. Mit der Bruststimme wird die Stimme voller und kräftiger und letztendlich auch vielseitiger. Die gute Nachricht: Jeder hat eine Bruststimme, auch wenn sie nicht alle von Anfang an selbst „finden“ und anwenden können. Mit etwas Übung und der richtigen Hilfe kannst du lernen mit der Bruststimme dein volles Stimmpotential ausschöpfen.


 


 

Definition: Was ist die Bruststimme?


Wenn du nach der einzig wahren Definition suchst, wirst du schnell die Übersicht verlieren. Fast könnte man meinen es gibt so viele Definitionen, wie Gesangschulen. Nicht einmal Wikipedia will sich so richtig festlegen. Der Grund dafür ist, dass es aus der Gesangsmethodik heraus unterschiedliche Abgrenzungsbereiche zwischen Kopf-, Misch- und Bruststimme gibt. Die klassische Musik fasst den Begriff Bruststimme beispielsweise relativ weit und schließt Klänge mit ein, die andere – wie ich oder auch meine Kollegen– schon als brustlastige Mischstimme bezeichnen würden. Denn die Stimme hat zwar schon einen dunklen Sound, ist aber noch eine Ecke weicher.


Aber machen wir es nicht unnötig kompliziert. Da du bei mir bei Wolfsgeheul gelandet bist, geht es hier und jetzt um die Definition, die ich in meinen Unterrichtsstunden umsetze und die ich auch selbst gelernt habe:


Die Bruststimme ist die Vollschwingung der Stimmlippe.

Die Bruststimme ist das äußerste Extrem, wenn alles schwingt.

Das Maximum an Masse, das schwingen kann, schwingt.


Diese Stimmlage ist ein Extrem. Das genaue Gegenteil der Kopfstimme. Die 10% der Stimmbreite, die du auf eine gewisse Art und Weise erzeugst.


 

So erzeugst du die Bruststimme


Indem du an den geschlossenen Stimmlippen Luft vorbei strömen lässt, beginnen diese zu vibrieren. Je mehr Masse dabei schwingt, desto voller und dunkler (und brustlastiger) wird der Ton. Diese Schwingung wird im Mund-, Rachen-, Nasen- und Brustraum verstärkt. Je voller sie ist, desto breiter wird sie und desto mehr Platz braucht sie (stell‘ dir dabei einfach einen Seismographen vor, der veranschaulicht das ganz gut). Den meisten Platz hat diese Masse im Lungenresonanzraum und hier, im Brustraum, wird sie besonders verstärkt. Genau hier ist sie auch für dich selbst auch am stärksten zu spüren. Deswegen nennt man diese Stimme Bruststimme. Manche nennen sie auch Bauchstimme, da sie gefühlt von noch weiter unten entsteht. Hiermit wird aber meistens das Gleiche gemeint.


Auch wenn du den Ton nachträglich noch beeinflussen kannst, du ihn ein einigen Stellen in deinem Mund und Rachen noch ein wenig heller oder dunkler machen kannst: Die Basis wird beim Erzeugen als Brust-, Misch-, oder Kopfstimme bestimmt.


 

Wie klingt die Bruststimme?


Den Ton, der dabei herauskommt, kann man als voll, dunkel, eckig, kantig, fast schon unmusikalisch beschreiben. Die Stimme ist stark im Brustresonanzraum zu spüren.


Hör‘ am besten selbst mal rein, wie es angewandt klingt: Klang- und Songbeispiele


Beispiele in Songs der Rock- und Popmusik:



Bei Frauen wird es schon schwieriger, denn es ist für Sängerinnen eher ungewöhnlich diesen Sound länger zu verwenden. Ganze Songs in Bruststimme sind eine Seltenheit. Aber auch hier gibt’s ein paar Beispiele, in denen man diese Töne hören kann:



 

Darum wollen alle die Bruststimme lernen (und deswegen ist’s so schwierig)


Diese kräftige volle Stimme selbst zu beherrschen ist ein Ziel von so ziemlich jedem, der zu mir in die Gesangsschule kommt. War bei mir übrigens nicht anders. Die Song- und Soundbeispiele sprechen eigentlich ja schon für sich. Mit der Bruststimme wird deine Stimme voller und du kannst eine weitere Range deiner Stimme nützten. Sie zu finden und zu benutzen ist aber nicht ganz einfach und muss geübt und gelernt werden.


Warum? Weil wir sie im Alltag eigentlich so gut wie nie verwenden. Der Sound kommt aus der Dominanz und dem Angriff heraus. Du verwendest sie, wenn du jemanden anschreist, wütend bist, dich verteidigst oder angreifst. Heutzutage sind wir (zum Glück) nicht oft in der Position, in der wir diesen Sound im Alltag brauchen. Du bestellst nicht in Bruststimme beim Bäcker Semmeln, da wirst du höchstens blöd angeschaut. Soll heißen: So von Haus aus sind wir es nicht gewohnt, auf diese Weise zu sprechen oder zu singen. Wir müssen es aktiv lernen und üben.



Reine Männersache?


Beim Erlernen der Bruststimme tun sich Frauen etwas schwerer als Männer (übrigens auch der Grund, weswegen sich in der Praxis wesentlich weniger Beispiele für Songs weibliche Sängerinnen finden lassen). Das mag anfangs verwunderlich sein, denn eigentlich haben wir alle eine Bruststimme. Egal ob Mann, oder Frau, dick oder dünn, jung oder alt. Sogar Babys haben sie, auch wenn es ihnen ziemlich egal ist, welche Stimmlage sie einsetzen. Wer Stimmlippen hat und gesund ist, hat auch eine Bruststimme. Trotzdem tendieren eher Männer dazu mit Bruststimme zu singen als Frauen. Männer sind es gewohnt mit mehr Masse zu sprechen und haben von Natur aus meist größere Stimmlippen. Je größer die Stimmlippe, desto schwieriger wird es dafür wieder die Kopfstimme einzusetzen. Hier kommt es sicher auch auf den kulturellen Hintergrund an. Das ist aber das Metier von anderen. Wir kümmern uns lieber um deine Stimme. 😉


 

Die Bruststimme lernen: Übungen und Tipps aus dem Wolfsgeheul Coaching


Wichtig ist aber nur: Wir alle können sie lernen. Im Grunde ist es nichts anderes als hin und her geschobene Masse. Je mehr Masse da ist, desto besser und voluminöser klingt die Stimme. Dabei gibt es ein paar Tricks, um die die Bruststimme zu üben.




Denk‘ an einen Grizzlybären: Vorstellungen, Laute und Gefühle, die helfen

Die Bruststimme ist ein körperlicher Aspekt, der stark mit Gefühlen verknüpft ist. Du tendierst zu diesem Klang, wenn du dich verteidigst, aggressiv bist, wütend oder angreifst. All diese Emotionen und körperlichen Vorgänge helfen dir, diesen speziellen kräftigen Sound abzurufen.


Auch starke, maskuline Bilder helfen. Denk an einen Bauarbeiter, Holzfäller, an einen Grizzlybären, einen Schrank von Türsteher, oder was dir sonst bei den Begriffen: groß, breit, maskulin, stark oder haarig einfällt.



Hand aufs Brustbein – die Bruststimme fühlen


Während du Übung Nummer eins ausprobierst, leg‘ die Hand aufs Brustbein. Denn hier spürst du die Schwingung und die Vibration deiner Stimme. Die ist bei der Bruststimme weit stärker als bei der Mischstimme. Das Knifflige: Von außen hört man den Unterschied super, selbst ist es aber kaum wahrzunehmen. Denn du musst erst lernen dir selbst gut zuzuhören. Außerdem sind die Töne, die du erzeugst, direkt mit deinem Gehörgang verknüpft. Das macht es dir schwer die Unterschiede anfangs wahrzunehmen.


 

Der beste Weg zur vollen Stimme


Kurz gesagt: Die Bruststimme klingt toll. Sie lässt sich lernen. Von jedem, ob Frau, oder Mann, groß oder klein, dick oder dünn, jung oder alt. Wir alle haben das Potential einer vollen, kräftigen Stimme in uns. Das ist die gute Nachricht. Trotzdem ist es nicht einfach sie zu finden und den Sound abzurufen. Auch danach bedarf es viel Übung. Ohne fremde Hilfe ist es für die meisten nur schwer bis kaum möglich die Bruststimme anzuwenden. Besonders Frauen haben hier – rein anatomisch begründet – mit besonders großen Hürden zu kämpfen, aber auch Männer schaffen es nicht immer von selbst.


Zum Glück musst du dich aber nicht ganz allein durchkämpfen. Bei Wolfsgeheul gehen wir die Sache gemeinsam an. Ich helfe dir, deine Bruststimme zu finden und sie sicher anzuwenden.


Wenn du noch nicht bei uns warst, kannst du dir gerne eine Schnupperstunde (online oder vor Ort) bei uns ausmachen.


P.S.: Du kannst bei uns auch an diesem Thema intensiv arbeiten und dir einen unserer Badges verdienen. ;-)


 

Für den Text verantwortlich ist Bernhard Gellner von Wolfsgeheul Vocalcoaching und verfasst wurde er von Claudia Schlager von Freets (www.freets.at).

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